Nachruf Prof. Cong Yong Chun

12.02.2023

Am 9. Januar 2023 ist unser Ehrenpräsident Prof. Cong Yong Chun im Alter von knapp 92 Jahren verstorben. Damit ist eine Persönlichkeit von uns gegangen, die wesentlich zur Verbreitung des Qigong in Deutschland und Österreich beigetragen hat.

Portraitfoto Cong Yong Chun | © Ralf Jakob

Ohne ihn wäre die DEUTSCHE QIGONG GESELLSCHAFT e.V. in ihrer heutigen Form nie entstanden. Seine Übungsmethoden haben uns ganz grundlegend dabei geholfen, authentisch Qigong zu praktizieren und weiterzugeben. Besonders hervorzuheben ist hierbei die Übung der Rückkehr, das Ba Fan Huan Gong. Stets freundlich und bescheiden und nie dem "Meisterkult" verfallen hat er nachdrücklich vorgelebt, dass Qigong nicht nur die Lebensenergie, das Qi, vermehren und verfeinern kann, sondern auch von grundlegender Bedeutung für die Entwicklung unserer Wesensnatur ist. Prof. Cong war im besten Sinne ein "Wahrer Mensch" (ZhenRen). Mit ihm kam das Qigong in den Westen. Wir werden ihn nie vergessen.
Walter Gutheinz

Nachruf Prof. / Meister Cong
Als dieser großartige Mensch zum ersten Mal nach Europa kam, war seine erste Station, auf Einladung von Dr. Gerhard Wenzel, in Schwarzach (Österreich). Es muss im Herbst 1988 gewesen sein. Ich durfte damals dabei sein und lernte einen äußerst empathischen Menschen mit einem riesigen Herzen kennen. Es war tief beindruckend. Er ließ uns das Qi spüren und auf neue und ungewohnte Art erfahren. Während einer kleinen persönlichen Krise erlebte ich ihn sehr eindrücklich als einen Menschen, der seine Qi-Kraft verbunden mit seiner Herzkraft einsetzte. Da begriff ich den von ihm geprägten Lehrsatz: „Qigong kann man nur von Herz zu Herz unterrichten und niemals mit dem Intellekt“. Dies lebte er selbst immer ehrlich, glaubwürdig und authentisch. Die ersten Tage des gemeinsamen Übens waren fast ausschließlich bestimmt vom Lernen des Nierenstärkenden Gehens, sie waren der Beginn eines langen und intensiven Lernweges. Prof. Cong brachte viele großartige Übungsreihen zu uns, wie die Übung „Vom Ursprung des Lichts“, die „Dreifache Gestalt“, die „Übung zum Öffnen der drei Dantian nach Schock und Trauma“ und sein berühmtes „Go Sei Shen Ding“ (Die Kehle verstecken und den
Nacken lang machen). Persönlich hatte ich gelernt, ohne Scheu und allein in der Öffentlichkeit Qigong zu üben. Von unschätzbarem Wert war sein therapeutisches Mitgestalten in meiner Praxis mit vielen Tipps, aber auch die vielen Hinweise dazu, wie man das Qifeld eines Menschen oder einer Gruppe regulieren kann. Ja - fragen wollten ich ihn noch sehr viel. Ich möchte mich nochmals bei ihm bedanken. Bedanken für all das Großartige, das Wertvolle, das er uns gelehrt hat durch seine Art zu sein, zu leben, zu teilen, und für sein Menschsein.

Ich wünsche ihm, dass er jetzt, umgeben vom See des Ur-Qi, des TAO, sein Lebenswerk weiterverfolgen kann. Vielen Dank Du großartiger Lehrer und Meister.
Wir treffen uns wieder, vereint mit Allem, im großen TAO.
Dieter Hölle

Foto: Ralf Jakob