Spiraldynamik trifft Qigong

06.10.2021
29. AK-Treffen des Arbeitskreises Qigong mit älteren Menschen in Nürnberg

Endlich war es wieder soweit - seit 2019 das erste persönliche Face-to-Face Arbeitskreis-Treffen „Qigong mit älteren Menschen“ und das gleich mit einem fulminanten inhaltlichen Paukenschlag. Auf dem 29. Treffen unseres Arbeitskreises hat der Referent Nikolaus Färber aus Günzburg einen sehr kurzweiligen und intensiven Seminartag für uns gestaltet.

Sowohl fachlich (Physiotherapeut mit Schwerpunkt Spiraldynamik, Qigong- und Taiji-Lehrer) als auch mit anschaulichem 2- und 3 D - Physiomaterial ausgestattet: ein absolutes Seminarhighlight.

Am Vormittag widmeten wir uns vorwiegend der Theorie der Spiraldynamik. Als Ping-Pong-Spiel durften wir Fragen beantworten wie „Inwieweit setzen wir bereits anatomisches Wissen in unseren Kursen ein?“, z.B. bei Hüfte und Becken.  „Wo kommt die Spirale in Natur und Technik vor?“, z.B. DNA, Hopfen, Federn, Schraube etc. „Welche geraden Strukturen gibt es im Körper?“- eigentlich keine. Welche Eigenschaften bzw. Vor- und Nachteile hat die Spirale? Stabil, wenig Platz und trotzdem flexibel.

Am Beispiel unseres menschlichen Fußes wurde dies tiefer von ihm beleuchtet mit Erklärungen wie „C-Gewölbe“ im unteren Fuß, „Rotation“ des Fußes und als Nuance der „S-Bogen (Stichwort: ich bleib im Lot).

Sehr einprägsam erklärt wurde das Spiral- und Polaritätsprinzip in unserem Körper am Beispiel eines Handtuches und der Handtuchenden. Damit wird die Bewegung zwischen zwei Polen am Fuß oder auch an der Wirbelsäule leicht verständlich.

Jeder Mensch bildet sich über sein gesamtes Leben (Stichwort Evolution) seine Gelenke, Faszien, Muskelstrukturen, die er auch im Alltag übersetzen kann. Wie ich mich bewege über die Zeit, das formt mich. „Form follows Function“. Ein „Umbau“ der Ursachen von Fehlstellungen, Verkürzungen, Verklebungen - falls Einschränkungen vorhanden sind - kann gottseidank aber auch stattfinden. Alles ist im Wandel mit entsprechender Motivation und fachlicher Anleitung.
„Form follows Function“ - wurde auch am Beispiel „wie steht denn eine Kuh bzw. ein Hund auf?“ samt Schwerkraftprinzip sehr heiter erklärt. Alles was Spaß macht, kann man sich auch gut merken. Dies gilt ja auch für unsere Qigong-Kurse.

In der 3-D Anatomie des Menschen geht es um Bewegungsvielfalt. Das was als Potential in uns angelegt ist, soll auch genutzt werden. Im Qigong suchen wir z.B. „das sanfte Ende“ (Gummiband-Effekt) um mehr Bewegung bei den TN zu erreichen. Jedoch bedarf es als Grundvoraussetzung für Veränderung dem Bewusstmachen von Schwachstellen. Erst dann kann ich „regulierend“ eingreifen.

Von Kopf bis Fuß wird diese Systematik in der Spiraldynamik umgesetzt. Neue Begriffe (siehe verteiltes Skript) erlauben ein Beschreiben, Diagnostizieren und Behandeln.

Nachmittags - Kaffeepause wegen Enthusiasmus vergessen :-) - leitete Nikolaus Färber als Qigong-Lehrer konkrete Anwendungsbeispiele für unsere Qigong-Kurse am Beispiel „Fuß“ und „Brustwirbelsäule“ an. An 3 D - Fußmodellen haben wir in kleinen Gruppen einige Fragen, wie „Durch was entsteht Stabilität im Fuß“? Ferse - Ballen li + re und Keilbeine zusammengepresst; „In welchen Gelenken findet Bewegung statt?“ und „Was hat keinen Bodenkontakt?“ (Fußgewölbe, letztes Glied vom Zeh) - zum Teil heiß diskutiert.

Nikolaus zeigte uns verschiedene Fuß-Übungen aus der Spiraldynamik:
Diese Übungen sind bei YouTube unter „Fußspiralen / Spiraldynamik" zu finden.

Partnerübungen im Stehen sollten anschaulich verdeutlichen, dass die Hüfte ein Kugelgelenk (aus- und eindrehen) und das Knie ein Scharniergelenk ist. Die LWS kann nicht drehen. Die BWS müsste eigentlich am flexibelsten sein, ist aber in der Regel am steifsten. Vor allem im Sitzen erlernten wir tolle Übungen für unsere Qigong-Kurse für den BWS-Bereich.

Ein ganz herzliches Dankeschön für die inspirierenden Einblicke in die Spiraldynamik an unseren tollen Referenten Nikolaus Färber - der händeklatschend von allen für Teil 2 gewünscht wurde - und ein ganz besonderes herzliches Dankeschön an Ralf und Gerda, die sich ein Herz gefasst haben und in diesen turbulenten Zeiten ein für alle unvergessliches „Live-Seminar“ organisiert haben.

Inge Gotter

Fotos: Ralf Jakob